Georgskloster im Wadi Qelt

Mitten in der Wüste sitzen wir an einer Quelle. Auf den Felsen hüpfen die Klippdachse, die nur zu sehen sind, wenn sie sich bewegen. Die Quelle in der Wüste entsteht dadurch, dass ein Hügel mit verschiedenen Schichten das Regenwasser aufnimmt und irgendwie dann auch wieder frei gibt. Das Tal, durch das wir gehen wird Wadi genannt und ist ein Flussbett in der Wüste, das nur bei heftigen Regen Wasser führt.

Nach drei Stunden Wanderung durch das Gebirge, kommen wir am Georgskloster an. Müde sitzen wir unter einem Baum und kommen an. Die ganze Zeit musste ich auf den steinigen Weg achten und bin vorsichtig durch das sandfarbene Gebirge gewandert. Jetzt blicke ich zurück auf die riesige Schlucht.

Erst öffnen die griechisch-orthodoxen Mönche uns die Tür und stellen uns Wasser mit Sirup hin. Dann werden wir plötzlich heftig und sehr unfreundlich aufgefordert, sofort das Kloster zu verlassen. Ich bin sprachlos und nehme mir vor, nie wieder bei einem griechisch-orthodoxen Mönch anzuklopfen.

Irgendjemand erzählt von Männern, die zusammen in einem Tal wohnen und so sehr Frauen ablehnen, dass dort nicht einmal Ziegen oder andere Tiere des weiblichen Geschlechtes hineindürfen. Diese drei schwarz gekleideten Männer, die ungefähr in meinem Alter sind, stimmen mich nachdenklich und ich sehe auf der weiteren Wanderung ihre abweisenden Gesichter vor mir.

Wir gehen weiter und die Felsen werden wieder niedriger bis in einer Höhe von 15 bis 20 Metern kleine Höhlen zu sehen sind, teilweise gibt es gleich mehrere in unmittelbarer Nähe. Eine Höhle ist sogar mit Steinen stückweise zugemauert. Wir erfahren, dass Eremiten dort gewohnt haben. Es waren zeitweise sehr viele Heiligen, die sich zurückgezogen haben. Jeder Mensch ist ein bisschen ein Eremit, der immer wieder seine Einsamkeit braucht.

Wir wandern weiter und die weite, schwere Landschaft mit dem hellblauen Himmel und der leckeren Frühlingsluft gefallen mir sehr. Die Natur beeindruckt mich sehr. Wenn ich rechts von mit wieder auf das dunkel abfallende Tal schaue, fürchte ich mich und werde mir bewusst, dass ich immer wieder einmal Angst bekomme vor Dingen, die im Leben passieren können. Fürchte mich vor der totalen Einsamkeit, vor plötzlich auf mich einstürzende Unglücke, die mir den Boden unter den Füßen wegreißen, vor dunklen und nicht planbaren Katastrophen. Und ein wenig fürchte ich mich auch davor, im Internet verloren zu gehen…

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